Jobcenter und Arbeitsagentur möchten gemeinsam mit den Unternehmen im Kreis Segeberg Menschen mit Migrationshintergrund schneller beruflich integrieren. Die Bagela Baumaschinen GmbH & Co. KG in Kaltenkirchen zeigt, wie es funktionieren kann.
Im letzten Jahr waren mit 97.500 Beschäftigten so viele Menschen wie noch nie im Kreis Segeberg sozialversicherungspflichtig tätig. Diesen Rekord hätte es nicht gegeben, wenn nicht Migranten wie Mercy Kimani oder Kudhur Qadah tatkräftig mit anpacken würden. Nach Deutsch- und Integrationskurs sind die beruflichen Deutschsprachkenntnisse jedoch oft nicht so, wie sie als Fachkraft oder für eine Ausbildung benötigt werden. „Learning on the Job“ bekommt daher eine große Bedeutung.
Mercy und Kudhur arbeiten bei der Firma Bagela, die sich erfolgreich auf die Herstellung von Produkten zur Kabel- und Rohrverlegung sowie zum Asphaltrecycling spezialisiert hat. Das Kaltenkirchener Unternehmen mit fast 60 Beschäftigten exportiert zwei Drittel der Produkte ins Ausland – und das rund um den Globus.
„Wir brauchen eigentlich Fachkräfte wie Industriemechaniker oder Mechaniker aus dem Nutzfahrzeugbau. Die sind aber rar und auf dem Markt kaum zu gewinnen. Daher geben wir auch Menschen eine Chance, die Lust auf Arbeit mit den Händen haben und bereit zum Lernen sind. Und das egal, woher sie kommen!“, sagt Corinna Dammeyer aus der Geschäftsführung der Bagela Baumaschinen GmbH & Co. KG und ergänzt: „Ohne Mercy und Kudhur könnten wir das Auftragsvolumen gar nicht abarbeiten!“
Der Iraker Kudhur Qadah ist 2015 nach Deutschland geflüchtet. In seinem Heimatland hatte er schon handwerklich gearbeitet – bei seinem Vater in der Autowerkstatt oder beim Ausbau von Wohnungen. Der 35jährige Kaltenkirchener hat zwar keinen deutschen Berufsabschluss, ist aber handwerklich ein talentierter Allrounder. Gerade montiert er bei einer Kleinserie von Kabeltransportanhängern die Hydraulik. Das bringt ihm sichtlich Spaß. „Ich möchte nicht von anderen abhängig sein und für mich selbst sorgen. Hier fühle ich mich angekommen und kann endlich mein Können einbringen!“, sagt Kudhur lachend.
Ein weiteres Beispiel ist Mercy Kimani. Sie ist mit ihrem deutschen Mann vor 18 Monaten von Kenia nach Bad Bramstedt gezogen. Die 30-Jährige büffelt seitdem deutsch. Bei Bagela ist sie im letzten März als Elektrohelferin in Teilzeit gestartet. Sie konnte so nebenbei ihren Deutschkurs weiterführen. Als einzige Frau in der Werkstatt verdrahtet sie Schaltelemente und baut diese auch in die Baumaschinen ein. „Ich wurde vom Team gleich herzlich aufgenommen. Durch die Arbeit lerne ich viel Neues, vor allem meine Deutschkenntnisse werden dabei immer besser“, freut sich Mercy, die beruflich noch viel vorhat. Demnächst besucht sie neben ihrem Job einen speziellen Vorbereitungskurs, denn im Herbst kann sie dank der Kooperation von Bagela und der Agentur für Arbeit in eine Umschulung zur Kauffrau für Bürokommunikation gehen. Die Praktika wird Mercy bei Bagela machen und auf eine Übernahme nach dem Berufsabschluss freuen sich jetzt schon beide Seiten.
„Arbeit schafft Integration - und die Sprache erlernt sich dann häufig auch leichter. Menschen mit Migrationshintergrund sollten wir schneller in unsere Arbeitswelt integrieren“, ist Stefan Stahl, Bereichsleiter des Jobcenters Kreis Segeberg überzeugt: „Ich möchte gemeinsam mit den Unternehmen im Kreis Segeberg den Job-Turbo zünden. Dazu bedarf es Arbeitgeber und Beschäftigte, die die Menschen mit Herz aufnehmen und sie unterstützen. Es lohnt sich für Unternehmen, in diese Fachkräfte von morgen zu investieren!“
Das Unternehmen Bagela im Internet:
Informationen für Betriebe zum „Job-Turbo“
Der gemeinsame Arbeitgeber-Service von Arbeitsagentur und Jobcenter informiert gerne und plant mit Unternehmen die nächsten Schritte.
Kontakt per Mail unter elmshorn.arbeitgeber@arbeitsagentur.de oder unter Tel. 0800-4555520 (gebührenfrei).
Beschäftigtenzahlen im Kreis Segeberg (letzte Daten 30.06.2023)
Im Kreis Segeberg waren im vergangenen Jahr 97.457 Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt, ein Plus von 1,5 Prozent oder 1.462 zum Jahr 2022. Die Zahl der deutschen Beschäftigten wird demographisch in den kommenden Jahren jedoch zurückgehen. Der aktuelle Zuwachs geht schon jetzt mit 1.278 Personen überwiegend auf das Konto von Arbeitnehmern mit ausländischer Staatsangehörigkeit. 12.022 ausländische Beschäftigte arbeiten im Kreis. Jeder achte (sozialversicherungspflichtige) Job wird damit von einem ausländischen Arbeitnehmenden ausgefüllt.
Diese Fotos stellen wir Ihnen für Ihre Berichterstattung zur Verfügung. Die Fotografierten Personen haben einer Veröffentlichung zugestimmt.